Oma Ida

Heute ist Weltfrauentag und Lena Busch fragt mich und andere Business-Frauen nach ihrer ganz eigenen Geschichte dazu. Und ehrlich gesagt, da habe ich sogar eine sehr gute! 

Meine Business-Frauen Geschichte beginnt während des zweite Weltkriegs!

Keine Sorge, das wird hier keine Geschichtsstunde! (Besser nicht, Notentechnisch würde ich mal sagen, dass ihr euch besser an andere Quellen dazu wenden solltet!)

Zweiter Weltkrieg, ein bisschen vor meiner Zeit, oder? Aber was war damals typisch? Klar! Die alleinbegleitende Mutter, die irgendwie versuchen muss, sich und ihre Kinder durchzubringen.

Und genau da startet meine heutige Geschichte. Mein Opa ist im zweiten Weltkrieg gefallen, mein Vater 1945 geboren. Ich kann mir nur vage vorstellen, wie es meiner Oma damals ging! Aber um sich und meinen Vater durchzubringen ist sie angefangen zu nähen. Ausbesserungsarbeiten. Dann Damenoberbekleidung. Ausbildung und Meisterschule. Eigener kleiner Laden. Im Laufe der Jahre hat meine Oma in unserem kleinen Dorf über 15 Näherinnen ausgebildet und mehrere Verkäuferinnen beschäftigt! Noch heute gibt es Frauen im Dorf, die ihren Start ins Erwerbsleben meiner Oma zu verdanken haben!

Damals nannte man es noch nicht Business. 
Das Foto zeigt meine Oma ca. 1950 in ihrer eigenen Nähstube, daneben eine weitere Näherin.
Ida Kamprolf in der eigenen Nähstube ca. 1950

Sie hat später wieder geheiratet und noch zwei Kinder bekommen. Mein Stiefopa war Imker und … Hausmann! Alles war unter einem Dach, der Laden, Wohnung meiner Großeltern und unsere Familienwohnung. Alles war mit allem verwoben. Die Wechsel zwischen Erwerbs- und Care-Arbeit fließend. Mein Vater hat mit fürs Mittagessen gesorgt, wenn meine Mutter noch in der Schule war (sie war Lehrerin). Wir Kinder sind im Ladengeschäft ein- und ausgegangen und haben bei unseren Näherinnen oder Verkäuferinnen auf dem Schoß gesessen, Nähgarn “sortiert” oder beim dekorieren geholfen.

Der Laden existiert heute noch unter dem Namen “Wohnwerkstatt Kamprolf”. Mein Vater hat damals den Familienbetrieb übernommen und in ein Gardinengeschäft umgewandelt. Mein Bruder ist nun auch schon über 15 Jahre dabei und führt zusammen mit seiner Frau das Familienunternehmen weiter. Gleiches Prinzip. Alles ist mit allem verwoben.

Das Bild zeigt drei Generationen unseres Familienunternehmens bei der Umfirmierung unseres Familienbetriebs. Gegründet von einer Business-Frau, meiner Oma.
Generationswechsel im Familienbetrieb

Was hat das ganze nun mit Business-Frauen zu tun, fragt ihr euch?

Ich denke, dass mein Bruder, meine Schwester und ich heute selbstständig sind, haben wir meiner Oma zu verdanken. So wie sie und mein Vater uns vorgelebt haben, wie man einen Betrieb führt, mit Mitarbeitern umgeht, Leben und Arbeiten ganz natürlich miteinander verknüpfen kann, hat uns Kinder sehr geprägt.

Unsere Werte und Glaubenssätze sind sehr ähnlich. Wir passen alle drei irgendwie nicht in “normale” (patriarchale) Unternehmensstrukturen und sind alle drei schon (öfters) in unglücklichen Angestelltenverhältnissen gewesen. Unsere Ansprüche an Leadership und Work-Life-Balance sind geprägt von unserem Familienunternehmen und damit insbesondere von meiner Oma.

Meine Schwester Anja Kamprolf führt nun seit über 10 Jahren erfolgreich eine Logopädie Praxis in Aachen. Auch sie beschäftigt mehrere Logopädinnen und kümmert sich intensiv um deren Aus- und Weiterbildung und darum, dass sie als Team in der Praxis harmonieren und funktionieren. Alles im Einklang mit der eigenen Familie, einen Großteil der Elternzeit hat der Papa übernommen. ;-) Ich sehe da schon die nächste Generation Business-Frauen aufwachsen!

Meine Business-Werte und -Glaubenssätze – von unschätzbarem Wert

Erst spät habe ich erkannt, was wir drei Kinder für einen Schatz da in uns tragen. In einem von Frauen dominierten Betrieb “aufzuwachsen”, Mitarbeiterführung auf Augenhöhe schon im Kindesalter zu erleben. Gute und schlechte Business-Zeiten kennenzulernen. Marketingmaßnahmen auszuprobieren. Erfolge erleben. Misserfolge erleben. Sich auszuprobieren. Selbstwirksam zu sein.

Es für natürlich zu halten, dass der Papa nicht von 9 – 17 Uhr in eine Firma fahren muss um Geld zu verdienen. (OK, zugegeben hat mein Vater viel mehr gearbeitet als jeder Angestellte, aber andere Papas waren in der Geschäftszeit nicht präsent! Mein Papa war zu Hause oder kurz auf Montage…und dann wieder da.)

Ich gebe zu, dass ich erst mit 40 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt habe, war ein Fehler. Aber erst heute weiß ich, mit was ich wirklich mich selbst verwirklichen kann und abends zufrieden ins Bett gehen kann. Das Eltern-Coaching ist mein Weg, eindeutig!

In meiner eigenen persönlichen Mama-Geschichte sind mir diese mir vorgelebten Rollen-Bilder oft begegnet. An manchen musste ich mich ganz schön reiben. Andere waren toll!

Claudia Kamprolf - Omas Business-Werte tragen mich und mein Frauen-Business bis heute

Omas Business-Werte und -Glaubenssätze tragen mich bis heute

Und so, wie mich heute meine über 75 Jahre alten Business-Werte und Glaubenssätze tragen, hoffe ich sie auch an meine Kinder weiterzugeben. Dass die vom Großteil der Gesellschaft vorgelebten Rollen-Bilder keine “Norm” sind. Dass es darum geht, sich selbst zu verwirklichen und nicht darum eine bestimmte Zeit im Büro zu verbringen. Dass sie werden können, was SIE wollen. 

Es ist ein unglaublich tolles Erbe, welches meine Oma ihren Enkeln und Urenkeln da hinterlassen hat. 

Findet ihr nicht auch?

Beitrag anlässlich der Blogparade “Der Weltfrauentag und ich – Frauen und Mütter im Business mit Geld, Care und Einfluss” von Lena Busch – Familienleicht.

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Beim Jonglieren von Familie, Kind und Business fallen dir immer mal wieder ein paar Bälle auf die Füße?

Kenne ich! Passiert!

Lerne von und mit mir dein Chaos zu beherrschen und bringe dein Business auf ein ganz neues Level!

Claudia Kamprolf
ProzessQueen

4 Comments

  1. Isabel Schönig 9. März 2022 at 12:45 - Reply

    Oh wie stark deine Oma für ihre Familie gewirkt hat. Danke fürs sichtbar machen!

    • ClaudiaKamprolf 9. März 2022 at 12:48 - Reply

      Ich bin dankbar für die Blogparade, dass ich mir vergegenwärtigen durfte, wie besonders das ist! Ich kannte ja „nicht anderes“ und hab es für selbstverständlich gehalten!

  2. Lucie 20. März 2022 at 15:43 - Reply

    Whoa, Deine Oma war echt ne coole Frau! :)

    • ClaudiaKamprolf 28. März 2022 at 05:29 - Reply

      Dabei kannte sie das Wort „cool“ bestimmt nicht einmal 😂

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